Lippen-Kiefer-Gaumen-Segel-Fehlbildungen

Im Rahmen der vorgeburtlichen Entwicklung kann es durch verschiedene Einflussgrößen, die bis heute im Einzelnen nicht in ihrer Bedeutung verstanden sind, zu einem Ausbleiben der Vereinigung bestimmter Strukturen kommen, was sich dann letztlich in Fehlbildungen im Bereich der Lippe, des Kiefers, des Gaumens, des Gaumensegels oder in Kombinationen der Vorgenannten äußert.

Die Behandlung dieser Fehlbildungen erfordert das koordinierte Zusammenarbeiten von Experten verschiedener Fachrichtungen und bisher war dies primär an Universitätskliniken gegeben.

Mit der Gründung des LKGS-Spaltzentrums am Josefinum im Jahr 2007 bietet sich diese Möglichkeit nun auch in Augsburg. Hier bilden um den im Josefinum mit seiner Praxis ansässigen Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen Dr. med. Klaus Roth verschiedene niedergelassene Fachkollegen ein solches Expertenteam, das die Neugeboren und ihre Eltern vom ersten Tag an betreuen.

Innerhalb dieses Teams übernimmt Prof. Dr. Stefan Lossdörfer den kieferorthopädischen Part und gliedert innerhalb der ersten Tage nach der Geburt noch auf Station nach Abdrucknahme eine individuell gefertigte sogenannte Mund-Nase-Trennplatte (auch als Trinkplatte bezeichnet) ein. Diese erleichtert zum einen die Nahrungsaufnahme der Babys und hält zum anderen die Zunge aus dem Spaltbereich heraus (Verhinderung einer Zungendyskinesie). Dadurch wird eine Annäherung der einzelnen Kiefersegmente mit dem natürlichen Wachstum ermöglicht und somit die spätere operative Vereinigung erleichtert. Weiterhin wird durch eine solche Platte eine Harmonisierung der Weichteilfunktion unterstützt und eine Koordinierung der Alveolarfortsätze und Zahnbögen angestrebt. Durch regelmäßiges gezieltes Einschleifen der Mund-Nase Trennplatte auch nach Entlassung aus dem Josefinum wird diese Annäherung weiter gefördert.

Bezüglich der durchzuführenden chirurgischen Eingriffe und der entsprechenden Zeitpunkte sei auf die Informationen auf der Internetseite von Dr. Roth verwiesen (www.praxisroth.de).

Ab dem ca. 6. Lebensjahr sind häufig Maßnahmen zur frühen sagittalen und transversalen Ausformung speziell des oberen Zahnbogens sowie zur Beseitigung von Zwangsführungen indiziert, aber auch prophylaktische Maßnahmen zur Kariesprävention, zur Beseitigung von Parafunktionen sowie zur Verbesserung der Nasenatmung erforderlich.

Nach Einstellung der permanenten Dentition gilt die Aufmerksamkeit häufig der Einordnung von retinierten und verlagerten Zähnen, dem Management von Zahnnichtanlagen, der kieferorthopädischen Kompensation von moderat ausgeprägten Fehlbissen (Dysgnathien) sowie der kombiniert kieferorthopädischen/kieferchirurgischen Korrektur von ausgeprägten Dysgnathien.

Anomalie-bedingte, aber auch Therapie-bedingte Besonderheiten machen eine langjährige intensive kieferorthopädische Betreuung erforderlich, die häufig erst mit Wachstumsabschluss endet. Glücklicherweise gibt es aber während dieses langen Zeitraumes immer wieder Phasen des Abwartens, sodass sowohl die physische als auch die psychische Belastung der Behandlung reduziert werden kann.

Es wird deutlich, dass aufgrund der Komplexität der Anforderungen nur eine systematische Langzeitversorgung in einem erfahrenen und konstanten Expertenteam diesen gerecht werden kann. Nur eine fein aufeinander abgestimmte Primär- und Sekundärversorgung lässt eine Reduktion von kieferorthopädischen bzw. kieferchirurgischen Korrekturmaßnahmen erwarten. Nur so kann eine Verkürzung der aktiven Behandlungsintervalle und damit letztlich eine Steigerung des physischen und psychischen Wohlbefindens, eine störungsfreie Funktion und eine individuell zufriedenstellende Ästhetik erzielt werden.

KIEFERORTHOPÄDISCHE
GEMEINSCHAFTSPRAXIS AINDLING

DR. KATRIN HELD

PROF. DR. STEFAN LOSSDÖRFER
MSc. Linguale Orthodontie

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